BILD (n. n.)
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II. Was das Gemähl seye, p. 128
Die unsichtbaren Sachen/ als da sind Tugenden und Laster/welche keine wesentliche Selbstständigkeit haben/ werden durch schickliche Gleichheit außgebildet/ und zwar auf zweierley Weise. Gleich wie die Wort in ihren eigentlichen/ oder figurierten und Verblümten Verstand gebrauchet werden; also sind auch die Bilder zweierley: I. Wann ich eine Sache mahle/ wie sie zu Gesicht kommet/ als einen Menschen/ eine Landschaft/ eine Geschichte/ ec… II. Wann das Gemähl einen heimlichen Verstand hat und deßwegen gennenet wird ein Sinnbild/ das ist/ ein solches Bild / das eine verborgene und durch die Beyschrift angedeute Bedeutung verstellet/ […]
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IX. Von der Liecht und Schatten/ wie auch von den schicklichen Farben, p. 144
Also pflegen die Mahler ein wolgepoßiertes Bild zu nehmen/ solches für/ oder hinter eine Lampe zu setzen/ Welche steter brennet und der Schatten weniger verändert/ als das nach und nach abnehmende Liecht/ und mahlen das Bild mit befindlicher Schattierungen nach/ aller massen auch solches nach lebendiger Menschen Posturen in der Mahler Academien durch gantz Italien gebrauchlich ist.
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Wir wollen dieses Orts nicht gedencken von der sinnreichen Erfindungen/noch von den Farben/Liecht und Schatten/noch von der schönen Ordnung/noch von der Bewegung des Gemüthes/welches alles der verständige Mahler/meisterlich zu Werck zu bringen/wissen soll: sondern allein handeln von der kunstständigen Stellung/dem Ebenmaß und den gehörigen Umbriß eines Bildes/welches gleichsam das a/b/c kan genennet werden/und wann man solcher Buchstaben versichert ist/muss man alsdann die Sylaben und Wörter zusammen sezen lernen; wie hier/wenn man die Augen/Nasen/Ohren/Mund zeichnen kan/ist alsdann leicht ein wolgebildtes Angesicht und nachgehends von den Armen/Händen und Füssen/einen gantzen Leib aufzureissen und zu entwerffen; massen solches alles die beliebte Ubung erfreulichst lehren wird.
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Zeuxis hat der Helenä Bildnis mit so überholder Schönheit gemahlet / daß die lebendige Helena / von der verstorbnen und gemahlten gleichsam überwunden worden; also / daß fast gantz Griechenland zugeloffen / daß Kunststück mit Verwunderung anzusehen /und unter andernauch Nicostratus / welcher der Zeit nicht für dengeringsten Meister dieser Kunst gehalten wurde: dieser erstaunte ob dem ersten Anblick solches Bildes / daß er gleich einem Stein ohne Bewegnis darbey stehend verblieben / und von der Betrachtung solches Gemählsenzucket / von einemandern unbedachtsamen Gesellen geschüttelt und gleichsam von dem Schlafe erwecket werden wolte / mit befragen: was er an dem Gemähl so groß verwunderte? darauf Nicostratus geantwortet: Dieses ist kein Bild für die Nachteulen / und wann da deine ungeschickte Augen / mit den meinigen vertauschen köntest / so würdest du diese Frage eines Blinden / an mich nicht gelangen lassen. Also wäre zu wünschen / daß die Künstler allein von der Künste und nicht di Unverständigen wie die Blinden von der Farbe redeten.
ZEUXIS, Portrait d'Hélène
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Aus besagter Ubung an natürlichen Leibern/ entspringet die invention oder Erfindung/ welche anordnet/ wie man in großen Historien vier/ acht/ zehen/ fünfzehen/ zwanzig und mehr Figuren/ oder ganze Heere in Bataglien und Feldschlachten/ stellen solle. Bey solcher Erfindung ist zu beobachten/ daß man die Bilder manierlich also ordne/ damit/ wann zum Exempel eine Person die andere mit Ehrerbietung zu grüßen hat/ sie im umwenden den andern nicht den Rucken kehre: und also ist auch in andern Stücken zu verfahren.
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Man mus dieselben [ndr : Farben]/ nach Erforderung/ rechtmäßig mischen/ und also anlegen/ daß/ das fürnemste im ganzen Werk/ vor allen zum reichsten/ leichtesten und schönsten hervorkomme. Es müßen auch ihre Kleidungen am lebhaftesten gehalten/ und/ mit den Bildern/ auch die Fleischfarbe/ in die Weite/ mit allen andern gebrochenen Farben/ sich verlieren.
{deren Harmonie beobachten} Man hat die gemeine und dienstmäßige Personen der Figur/ mit schlechten und gebrochenen/Farben beyzubringen/ als wordurch die fürnehmere ein mehrers ansehen gewinnen. Es ist auch nötig/ daß der Grund/ wogegen solche Bilder stehen/ etwas heller/ als der andern/ hervor spiele: damit diese/ samt den Farben/ davon unterschieden erscheinen/ und die erste Bildnis helle/ die andere aber nach und nach verdunkelter-vermischtere Farben haben.
Der Künstler hat sich dessen jederzeit zu befleissen/ dass die principal-Personen/ mit den stärksten annehmlichsten Farben colorirt/ am liechtesten besten Ort zu stehen kommen/ […] Hingegen sind/ die gemeine dunkele Farben/ eigentlich und am besten dienlich/ zu den gemeinen Personen/ die abseits in einem Winkel und Ecke stehen.
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{Die Farben müßen jedem Bild seine Natur geben} Wann man aber den Alten/in einen Winkel/ mit einem gelben/ braunen/ oder von Sonne und Staub erschwärzten vernebelten Angesicht/vorstellet/ gegenüber einen jungen Verliebten/ mit seiner Dame, ganz schön/ licht/ feuring und brennend/ bald weiß/ bald roht/ conversiren/ auch die Kinder schön weiß und röhtlich machet: wird solche uneinige Misculanz, bald eine einige liebliche Concordanz auf dem Kunst-Blat gebähren/ und die niedere/ bleiche und dunkele/ der hellen/ feurigen und hochtrabenden Farbe erst ein Preis-volles ansehen und folgbar dem Künstler alle Ehre/ erwerben […].
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{Bäume/ sind der Landschaft Musculen/ und mus darinn wol studiret werden} Und weil aller Arten der Bäume/ deren Blätter/ Farben und Stämme/ gleichwie anderweit auch der Menschen Haar und Kleidung-Falten/ zu erlernen schwer fällt: als ist hierbey desto mehr Mühe und Fleiß anzuwenden/ daß man zur perfection gelangen möge/ und angewöhne eine natürliche angenehme Manier/ Schlag und Gebrauch. {Bilder/ in Landschaften nur ein Beysatz.} Die Bilder und das Vieh in den Landschaften/ sollen nicht sonders Liecht/ Schönheit und Farben bekommen: damit sie/ als nur ein Beysatz/ der Landschaft sich untergeben.
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{Warum nicht alle gemahlte Bilder wolgefällig seyen.} OBwol der große Schöpfer durch die Natur alles wolständig erschaffen hat/ so finden wir doch noch viel Ursachen/ warum ihre Schönheit/ in einem mehr/ als in andern/ vollkommen erscheinet: Maßen oftmals ein Bild/ welches/ sonderlich von jungen Mahlern/ mit viel Mühe und Arbeit gemahlet worden/ uns dannoch nicht gefallen will. Dieses entstehet daher/ wann die Umstände/ actionen und Stellungen nicht gut sind; welche die Natur dem Verstande des Künstlers selbst an die Hand gibet.
Ein Bild muss in geraden Linien stehen » […]
Arme und Beine/ sollen beyderseits/ mit vorausgehen und zurückbleiben alterniren […]
Das Angesicht/ soll sich nach den Vörder-Arm wenden: […] Und dieses ist/ im Mahlen/ wol zu beobachten. {aber nicht nach dem Vörder-Fuß.} Ein sitzendes oder stehendes Bild/ soll das Angesicht allezeit dahin wenden/ wo der Arm vorn hinaus zeiget […]
Kopf und Leib/ sollen nicht zugleich nach einer Seite sich kehren. […]
Das Haupt viel verdrehen/ stehet nicht wol in Geistlichen Gemälden. […]
In nackenden Bildern mus man die Gliedmaßen recht an einander fügen. […]
Der Hals mus nicht zu kurz seyn. […]
Regeln/ von Fuß […]
und Achseln. […]
Die vornemste Glieder/ sollen möglichst sichtbar und unverdeckt bleiben […]
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{Sieben Regeln der Ordinanz von dieser Mahlerey/} Es sind aber hauptsächlich Sieben Regeln und Austheilungen/ die man im Historien-Mahlen zu observiren hat: daß man nämlich das Gemähl auswarts oder übersich/ abwarts oder untersich/ zur rechten/ zur linken Seite führe/ von sich weichen oder abgehen/ auch zu sich kommen mache/ und in der Runde beschlage oder Zirkelweis setze. Diese Regeln sind allezeit zu beobachten/ nach Proportion des Blats/ Tuchs oder Tafel: damit es nicht scheine/ als ob die Bilder die Rame trügen/ oder daß sie durch den Grund sinken und beängstigt gleichsam halb darein vergraben scheinen/ oder mit den fürnehmsten Gliedern darinn stecken. Man mus die Bilder/ mit guter Fürsorge/ fein ledig und jedes Stuck frey stellen/ auch den Grund nicht mit zuviel Bildern überladen.
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{Das Gemähl soll wol beBildert seyn.} Er mus auch das Stuck nicht dünn beseen/ sondern/wo das fürnehmste der Geschicht zu stehen kommet viel Figuren und ganze Klumpen Bilder dahin stellen/ die alle ihr Amt verrichten: aus welche er auch das beste Liecht zuleiten soll/ um die meiste Annehmung des Gesichtes zu befördern. {Welche hierinn excelliret?} Hierinn hatten Titian, Tintoret, und der meisterhafte Paulus Veronez bessere und gründlichere Manier/ als Michaël Angelo : dessen Lob mehr in Bildhauen einer einigen herrlichen Figur/ als in Mahlen und coloriren bestehet.
IL TINTORETTO (Jacopo Robusti)
MICHELANGELO (Michelangelo Buonarroti)
TIZIANO (Tiziano Vecellio)
VERONESE, Paolo (Paolo Caliari)
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Es soll sich auch kein Mahler/ in solcher Ordinanz, an jedes Bild binden: welche hier nur der ganzen Figur dienen/ und nicht herrschen müßen.
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Gute Beyfügungen/ zieren diese Gemälde/ wie auch allerhand Stellungen der Bilder. Zur perfection derselben sind auch behülflich/ gute Beyfügungen/und der Materie anständige fremde Ersinnungen/wolstehende Bilder/ schickliche Stellungen und Affecten/ welche alle das Gemälde reichlich hervorbringen. Nicht minder zieren dasselbe/ theils vorsich halbe in Profil, theils hintersich stehende/ sitzende/ ligende und kniehende/ halb- oder ganz gekleidte/ und unter einander gemengte Bilder.
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{Process mit den Nacht Stucken/ bey Feuer und Liecht} Wann man eine Historie bey Nacht vorstellen will/ so mache man ein großes hell-brennendes Feuer/ dessen Schein weit um sich leuchte/ und sehe von denen umstehenden Sachen ab/ wie sie natürlich von der Feuerfarbe/ je näher je röhter/ participiren und sich gestalten. {Farbe des Feuers.} Dann das Feuer ist ganz rötlich/ als von Liecht-BleyGelb/ Weiß und Mennig gemischet: und also müßen auch die Dinge/ die dasselbe beleuchtet/ entbildet werden. Je weiter aber die Sachen von dem Feuer sich entfernen/ je mehr müßen sie von dessen Schein/ und nach und nach sich in schwarz- und finsterer Nacht-Farbe verlieren.
{Wie den Nacht-Figuren/ die Farbe} Die Figuren/ so vor dem Feuer stehen/ sollen dunkel und schwarz aus dessen Liechte herfür spielen: weil sie vom Dunkel der Nacht/ und nicht vom Feuer/ ihren Ursprung bekommen. Die Bilder aber/ so zur Seiten stehen/ sollen halb dunkel und halb feurig oder rötlich seyn. Welche aber von dem Feuer gesehen werden/ die müßen ganz rötlich/von der Flammen reflexion oder Gegenspielung/ auf einem braunen dunklen Feld/ erleuchtet stehen.
{und action oder Gebärden/ zu geben}. Was aber ihre [ndr.der Figuren] actiones, Gestalt und Stellung betrifft/ so können die/ so in der Nähe beym Feuer sind/ also vorgestellet werden/ daß sie die Mäntel vorschlagen/ die Hände vor das Angesicht halten/ oder solche abwenden/ als wann sie die Hitze des Feuers vermeiden wolten. Die aber in der Ferne stehen/ können ihre Augen mit den Händen reiben/ als ob ihnen der Rauch oder Flammen-Schein überlästig wäre. Andere mehr Stellungen/ wird dem vernünftigen Mahler die Natur und das Leben an die hand geben.
ELSHEIMER, Adam, Ceres et Stellio, v. 1605, huile sur feuille de cuivre, 30 x 25, Madrid, Museo del Prado, P002181.
ELSHEIMER, Adam, Fuite en Égypte, 1609, huile sur feuille de cuivre, 31 x 41, München, Alte Pinakothek, Inv. Nr. 216.
ELSHEIMER, Adam, Jupiter et Mercure chez Philémon et Baucis, 1608 - 1609, huile sur feuille de cuivre, 16,5 x 22,5, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 1977.
RAFFAELLO (Raffaello Sanzio) , La libération de Saint Pierre ou la délivrance de Saint Pierre, v. 1514, fresque, Vatican, Musei Vaticani.
SANDRART, Joachim von, Décollation de Saint Jean-Baptiste, 1651, huile sur toile, 252 x 140,5, Bamberg, Diözesan Museum.
SANDRART, Joachim von, La dernière Cène, 1651-1652, huile sur toile, Autriche, Linz.
SANDRART, Joachim von, La mort de Caton, 1630 - 1631, huile sur toile, 140,5 x 186,5, Padova, Museo Civico, Inv.-Nr 125.
SANDRART, Joachim von, Mort de saint Joseph, 1658 - 1660, huile sur toile, 380 x 300, Lambach, Église du couvent des Bénédictins.
BASSANO, les
ELSHEIMER, Adam
IL CORREGGIO (Antonio Allegri)
RAFFAELLO (Raffaello Sanzio)
SANDRART, Joachim von
VAN HONTHORST, Gerard
Sybille EBERT-SCHIFFERER "Blitz, Mond, Liecht-Kerze, Feuer": Sandrart als Maler von Nachtstücken", In: Sybille Ebert-Schifferer/Cecilia Mazzetti di Pietralata (Hrsgg.): Joachim von Sandrart. Ein europäischer Künstler und Theoretiker zwischen Italien und Deutschland (Römische Studien der Bibliotheca Hertziana, Bd. 25), München 2009, S. 31–50.
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13. [ndr: Regel] Eines zierlichen Bildes Hand/ soll nicht höher als der Kopf/ der Ellenbogen nicht höher als die Achsel/ und der Fuß nicht höher als bis zum Knie/ erhoben seyn. Der Fuß soll auch nicht weiter/ als einen Fuß weit/ schreiten.
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14. [ndr: Regel] Es soll eines jeden Bildes Seele und Begierde ausgebildet werden/ so gar auch in den Thieren. Dann es ziemet sich nicht/ daß die zum Pflug gebrauchte Schieb-Ochsen in der zierlichen Gestalt stehen/ wie des großen Alexandri Pferd Bucephalus. Dieses kan aber wol geschehen mit der berühmten Tochter des Inachus welche in eine Kuhe verwandelt worden/ und mag man sie mahlen/ wie sie mit aufgerichtem Haupt und flüchtigen Füssen/ auch verwickleten Schwanz/ hinweg lauffet.
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{Einer sauberen Manier zu Anfangs sich befleissen/ und die raue Wildigkeit meiden.} / soll vor allem befördert werden/ also; daß man gleich anfangs einer zierlichen saubern Zeichen-Manir und Handlung/ es sey gleich mit der Feder/ Kreiden/ oder Pensel/ zu dieser edlen Zeichenkunst/ sich […] befleisse und gewöhne/ dardurch vor allem erlerne/ die Bilder als allerhöchste Schul/erkennen/ den Anfang machen nach guten Kupferstichen und Handrissen/ ferner nach erhabenen runden und stillstehenden Bildern/ oder Statuen von Marmel/ Gyps und folgends nach dem Leben selbst/ so wol der nackenden als bekleidten Leiber.
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{An den nackenden Bilderen sol man anfangen/ erstlich nach Kupferstichen/ Handrissen und stilstehenden Bildern. Hernacher zu den lebendigen Dingen/ auch der Academie schreiten.}
Gleichwie einer nun/ durch die Academische Ubung/ die Wolerfahrenheit hierinne suchen muß: also wird hierzu sonderlich erfordert daß man alle Stellungen/ Maß/ und Ordnung eines gerechten Bildes erfahre/ auch das grosse und mittelere Liecht/ samt dem Schatten und Wiederschein/ vernünfftig ergreiffe: Als vermittelst dessen sich der Verstand mehret; Denn auf solche Weise stellet allein ein wahrer Progreß zu hoffen. Wobey doch gleichwol auch die Erkänntnüs der Zergliederungs- (oder Anatomie.) Kunst/ Wohnung und Form/ der Mäuse (oder Musculen) Maß und Gestalt des Gebeins/ oder Sceletons/ mit in Betrachtung kommt. Solcher Gestalt muß der Verstand immer mit im Spiel seyn/ um alle vor Augen kommende natürliche Dinge wol zu überlegen/ und zu beurtheilen: Damit man sich hernach/ zu selbsteigener Invention/ beqvem machen könne. Gestaltsam dieses ohngezweiffelt der rechte Weg ist
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NAch itzt verstandenen Regeln des Menschen Leibes-proportion, weiter {Von eines Bildes Zier und Wolstand.} zuverfahren; dient zu mercken/ daß die Bilder auch mit benötigtem Wolstande begabet seyn müssen: angesehen/ ohne diese Beobachtung/ von einem verständigem Auge/ keine Gunst zu hoffen: wie täglich an den Unwissenden zu ersehen/ daß ihre Bilder nicht angenehm/ noch gefällig seyn wollen. Welche Ungunst und Misfälligkeit aus den bösen Stellungen und actionen/ die wider die Regeln der Natur und Kunst streiten/ entstehet. { Ein Bild sol in gerader Linie Stehen} Ein gerechtes wolstehendes Bild/ soll von des Halses Kehle ab/ den Leib hinunter / bis auf den Last-tragenden Fuß eine gerade Linie machen. [...]
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In den übrigen ist iederzeit die Mutter der Natur/ für eine wahre Schul/ zu halten/ darinnen man mit Verstande immer nachzuforschen und zu lernen hat/ wie den Bildern die sittliche Action, und Arbeitsamkeit/ zu geben sey/ also das Hand und Finger wolständig wircken/ angreiffen/ nach vorhabendem Beruff/ und Arbeit/ als im tragen/ lauffen/ springen/ ihre schickmässige Geberde erweisen/ und zwar iedesmal auf die Art der Person/ oder des Amts/ oder Alters/ so wol als auf alle andre Umständigkeit gemercket/ und solches mit nöthiger Zier in den Wercken zu Nutzen gebracht werde. {Auch die Temperamenten/ und Gemühts-Wirckungen/ Passionen und Affecten zu beobachten} Gleiche Meinung {Auch die Temperamenten/ und Gemühts-Wirckungen/ Passionen und Affecten zu beobachten.} hat es auch mit Erkennung und Erlernung der viererley Complexionen des Menschen/ mit den Wirckungen des Gemüts/ der Angesichter/ Farben/ und Ursachen der Veränderungen; vorab mit den Gestalten der Zornigen Abscheulichkeit/ der Furcht/ oder Schreckbarkeit/ der Schamhafftigkeit/ Angst/ Misgunst/ Neides und Leides/ der Traurigkeit und Verzweifflung: als wodurch alle des Menschen Gestalt/ Angesichter/ Geberden und Farben verändert werden.
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Die Farben haben allesamt von der Natur ihre eigene Art/ von welcher dieselbige/ vemittelst Kunstreicher Hand und Erfahrenheit/ müssen also gebrochen und vermischt werden/ daß sie tüchtig seyn/des Menschen Leib/auch die Haare und Gewanter/und alles anders/ was nur zu ersinnen ist/gar eigentlich und lebhafft auszubilden. Deswegen in einer grossen Historie iederzeit und absonderlich die fürnehmste Bilder voranzustellen/ mit den allerreichsten/ schönsten Farben (iedoch nach Stands gebühr.) zu bezieren und die hinweichende ie länger ie mehr mit gebrochenen Farben anzulegen/ und verschiessen zulassen. {Den Fürnehmsten die reichste Farben und folgens Ordnung halten:} Wordurch die Erhebung und Entweichung der Figuren von sich selbst/ nach gebührender Ordnung/ erfolgen werden.
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{Sieben Regeln in der Ordonantz}
Hierzu muß Einer nun nothwendig sieben Reglen observiren: nemlich daß man das Gemählde aufwarts/ oder über sich; abwarts/ oder unter sich; zur rechten/ oder zur lincken Seiten führe/von sich weichen/ oder abgehen/ oder zu sich kommend mache/ und in die Runde oder Circkelweise setze. Alle diese Regeln wollen beobachtet seyn/ nach Proportion des Blats/ Tuchs/ oder der Tafel: damit es nicht scheine/ als ob die Bilder die Rahmen trügen/ oder durch den Grund zu sincken/ oder darinne vergraben/ scheinen. Sie sollen/ mit guter Vorsorge frey/ ledig/ und der Grund nicht mit zu vielen Bildern überladen seyn. […]
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Bey solcher Ausmahlung des Hauptwercks/ ist zuvorderst iedesmal eine Durchsicht offen zulassen/ zu Erkennung der Horizonts-Höhe. Darnach soll man seine Bilder vernünfftig eintheilen/ nicht zu dünn besäen; sondern/ wo das Hauptwerck hintrifft/ wol ins Gesicht bringen/ viel Figuren/ ja/ wol gantze Grupen oder Hauffen beysammen dahin stellen/ und iedwedes sein Amt also verrichten/ daß dahin auch das schönste Liecht gehalten/und der beste Gewalt des Wercks gesehen werde. Wie dessen/ in ihren Wercken alle fürnehme Meister/ als Titian und Tintoret, sonderlich der meisterhaffte Paul Verones erfahren/ gewesen/ und ihre Kunst-Wercke zu Exempeln hinterlassen. {Des Wohlstands} Man soll sich an kein besonder Bild binden; sondern allezeit meist Achtung geben/ auf daß/ was die gantze Historie erfordert; mit Beyfügung einiger der Materi/ wol anständiger fremder Ersinnung/ wolstehender Bilder/ guter Stellung und Affecten. Welche alle/ durch ihre Geberden zu erkennen geben/ was iedes Amt sagen will.
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DAß iedweder vernünfftiger Historien-Mahler auch/ in seinen Wercken/ selbst die Landschafft mahlen könne/ ist also hochnötig/ als den Landschafft-Mahlern gebüret/ ihre Wercke/ mit Bildern/ selbst zu staffiren. Wer die Landschafften wol lernen/ und recht darinnen begründt seyn will; der mache den Anfang in den Bildern: Dieses Meisterstuck wird ihme das rechte Liecht geben/ daß Er gar leicht gute Landschafften machen kan; wann/ vermittelst solcher Urtheil/ er das Leben/ in den Feldern/ Wäldern/ Bergen/ und Wassern/ beobachten/ und deren Natürlichkeit nachfolgen wird.
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Der dritte Discours von der Mahlerey. Das II. Capitel, p. 65
[Worauf in allen Gemählden insgemein zu sehen ist/ um davon judicieren zu können]
2. Ist zu sehen auf die Stellung der Bilder/ unter/ neben und hintereinander/ welches die Ordonance genennet wird/ wobey denn auf dreyerley hauptsächlich muß Achtung gegeben werden : Ob die Gründe/ worauf die Bilder stehen/ auch natürlicher Weise also hintereinander liegen können/ wie sie in dem Gemählde sind/ ob die Bilder auf diesen Gründen recht stehen/ und ob die weiter zurück-liegende Dinge sich der Natur nach recht erfernen.
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Der dritte Discours von der Mahlerey. Das IV. Capitel. Was bey Landschafften und bey Contrefaits besonders zu beobachten, p. 69
[...]
4. Die Bilder in Landschafften müssen nicht mit schönern oder hellern Farben gemahlet werden/ als die Landschafften selbst/ sondern mit schlechtern.
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Das 3. Capitel. Von Farben.
Man muß dieselben nach Erforderung rechtmäßig mischen, und also anlagen, daß das Vornehmste in den ganzen Wercke oder Gemälde vor allen zum reichesten, lichtesten, und schönsten hervor komme
. Es müssen auch ihre Kleidungen am lebhaftesten gehalten und mit den Bildern ihre Fleisch-Farbe, in die Weite mit allen andern gebrochenen Farben sich verlieren. Man hat die gemeinen und dienstmäßige Personen der Figur mit schlechten und gebrochenen Farben bey zu bringen, als wodurch die fürnehmeren Personen ein mehreres Ansehen gewinnen.
Es ist auch nöthig, daß der Grund, wogegen solche Bilder stehen etwas heller, als andere hervor spiele, damit diese samt den Farben davon unterscheiden, und gleichsam abgesondert erscheinen, und die erste Bildniß helle, die andere aber nach und nach verdunckeltere und vermischetere Farben haben.
Der Künstler hat sich dessen jederzeit zu befleißigen, das die principal Personen mit denen stärckesten und annehmlichsten Farben coloriret, und am lichtesten Ort zu stehen kommen, allezeit, und nicht mit halben oder viertel Leibe exprimiret werden, und nicht schönere Kleidungen, als sie selbst sind, bekommen. Hingegen sind die gemeinen und dunckelen Farben eigentlich und am besten dienlich zu den gemeinen Personen, und so abseits an einem dunckelen Ort der in einer Ecke oder Winckel stehen.
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Eine Landschaft soll nicht mit ganz braunen, oder ganz hellen, aber wohl mit lichten und gebrochenen Farben gemahlet seyn. Die Gründe in der Landschaft-Mahlerey weissen den Verstand des Mahlers, wann solche wohl eingerichtet, an einander gehänget, und gleichsam gebunden werden. So sollen auch die Landschaften nicht mit allzuvieler Luft, Bergen, Gebäuden, oder Häufen übersetzt, sondern vielmehr mit grossen schönen Bäumen, und Kräutern gezieret werden. Den Horizont mit festen Gründen, darauf jedesmahl vorne her etwas grosses stehet, und alles andere hintan weichet. Die Bilder und das Vieh in den Landschaften sollen nicht sonderes Licht, Schönheit, und Farben bekommen, damit sie nur als ein Beysatz der Landschaften sich untergehen.
Es soll auch ein Landschaft-Mahler die frühe Tages-Röthe wohl in acht nehmen, mit einem Kunst-liebenden Gefährten seine Augen in die Felder, Bäume, Bächlein, Berge, Thäler, Wiesen, und Auen wenden, und solche zu seiner Lehre anwenden, auch die vordern und hintern Gründe wohl aufeinander zu ordnen wissen. Derohalben ist es rahtsam, daß er alle seine Landschafften nach den Leben mahle.
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Das 10. Capitel. Vom Historien-Mahlen.
Ein vernünfftiger Historien-Mahler muß in seinen Gehirne die nötige Ordnung. Solche Mahlerey zu förderst wohl überlegen, damit er zu Vorstellung eines perfecten Wercks durch gute Wissenschafft und Erfahrenheit gelangen, und seine Erfindung, es sey auf Gründe im Häusern, Säälen, Kirchen, oder andern Feldungen nach Erforderung der Kunst und Ordnung die Historien zum Stande bringen könne.
Es sind aber zuförderst sieben Haupt-Regeln und Austheilungen, die man im Historien-Mahlen zu observiren hat: daß man nehmlich die Gemälde aufwerts oder über sich, abwerts oder unter sich, bald zur rechten, bald zur lincken führe, von sich weichen oder abgehen, auch zu sich kommen mache, und die Rundung schlage, oder Circkel-weise setze. Die Regeln sind allezeit zu beobachten nach der Grösse des Blats, Tuches oder Taffel, damit es nicht scheine, als ob die Bilder der Ramen trügen, oder daß sie durch den Grund sincken […]. Man muß die Bilder mit guter Fürsorge fein ledig und jedes Stück frey stellen, auch den Grund nicht mit zu vielen Bildern überladen.
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Das 10. Capitel. Vom Historien-Mahlen.
Es soll sich auch kein Mahler in solcher Ordinanz an jedes Bild binden, welche nur der ganzen Figur dienen, und nicht herrschen müssen: Zur Verfertigung derselben sind auch behülfflich gute Beyfügungen, und der Materie anständige fremde Erfindungen, wohl stehende Bilder, schickliche Stellungen und Affecten, welche alle das Gemälde reichlich hervor bringen, nicht minder zieren dasselbe theils hinter sich stehende, sitzende, liegende und kniende, halb oder ganz gekleidete und unter einander gemengte Bilder: doch muß allezeit die Historie das Haupt-Werck seyn, und am Mittel des Stücks mit der führnehmsten Zierde vor allen andern sichtbar herfürscheinen. Wiewohl auch alles, was die Kunst vermag, in ein Historien-Gemälde gehöret, doch soll es nicht mit Arbeit überladen seyn, sondern die erforderte Wahrnehmung der Kleidungen, der Physiognomia, der Gebäude und Landschafften nach eines jeden Landes Art in die Augen fallen.
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Das 37. Capitel. Alte Oel-Farben-Bilder reine und gleichsam wieder gantz neu zu machen.
Die Oel-Farben-Bilder, wenn sie alt, voller Staub und Unreinigkeit, so, daß man sie fast nicht mehr kennen kann, werden auffolgende Art gleichsam wieder gantz neu gemacht: das Bild lege auf einem Tisch, nimm ein enges Haar-Sieb, durch dieses siebe die reineste Asche doch nicht allzu viel auf das Bild, nimm hernach warmes Wasser, darein schabe ein wenig Seiffe, laß sie in dem warmen Wasser wohl verzehren, denn trage dies Seifen-Wasser mit einem Schwamm oder alten Lappen auf das Gemählde, […]. Wenn den aber sowohl wegen Alter als auch vom waschen der Glantz des Bildes geändert worden, solchen nun wieder zu bringen, so übermahle das wohl abgetrocknete Bild mit einem guten Spick-Oel-Fürnis […] oder welches disfals eben so gut und ja fast besser ist, nimm das Weisse von ein paar frischen Eyer [….], wenn du nun mit solchem geschlagenene Eyerweis mit einem Schwamm dein Bild ein oder zwey mal bestreichest, doch vorher allemal wieder trocknen lässest, so wird dein Bild wieder einen so schönen Glantz bekommen als wäre es mit dem besten Fürnis bestrichen wäre. […]