WOHLSTAND (n. m.)

BIENSÉANCE (fra.) · CONVENANCE (fra.) · CONVENIENCE (eng.) · DÉCORUM (fra.) · PROPERTY (eng.) · SUITABLENESS (eng.) · WELSTAND (nld.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
BIENSÉANCE (fra.) · WELSTAND (nld.)
TERM USED IN EARLY TRANSLATIONS
DECENS (lat.) · DECOR (lat.) · DECORUM (lat.)
DETHLEFS, Hans Joachim, Der Wohlstand der Kunst: ökonomische, sozialethische und eudämonistische Sinnperspektiven im frühneuzeitlichen Umgang mit dem Schönen, Tokyo, Chuo University Press, 2010.
DETHLEFS, Hans Joachim, « CONVENANCE », dans HECK, Michèle-Caroline (éd.), LexArt. Les mots de la peinture (France, Allemagne, Angleterre, Pays-Bas, 1600-1750) [édition anglaise, 2018], Montpellier, Presses Universitaires de la Méditerranée, 2018, p. 138-144.
DETHLEFS, Hans Joachim, « Wohlstand and Decorum in Sixteenth-Century German Art Theory », Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, 70, 2007, p. 143-155 [En ligne : http://www.jstor.org/stable/20462761 consulté le 23/06/2015].
HECK, Michèle-Caroline, Théorie et pratique de la peinture : Sandrart et la “Teutsche Academie”, Paris, Éd. de la Maison des sciences de l’homme, 2006.
Anciens (les)

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Quotation

VIII. Von der Ebenmaß und Stellung der Bilder, p. 142
Die geistlichen Bilder sollen keine verwendete Häubter haben/ und sind zuviel Verkürzungen nicht rühmlich. Beede Arme und beede Beine sollen nicht enerley Stand hben/ daß eines dem andern gleiche Wendung habe/ weil solches dem Wolstand zu wider laufft. Die Grösse der Bilder muß sich nach der Grösse der Tafel richten: Die Kleider und Trachten nach der Standsart der Geschichte. 

Conceptual field(s)

L’HISTOIRE ET LA FIGURE → figure et corps
CONCEPTS ESTHETIQUES → convenance, bienséance

Quotation

{Unachtsamkeit der Alten/ in erwehlung kleiner Mahl-Stüblein: wodurch sie ihnen selbst/ die Weitturft und das nötige Liecht/ entzogen.}
Es haben viel unserer Vorfahren/ auch meist die allerberühmteste Teutsche Kunst-Mahlere/ gefehlet/ indem sie/ all zu kleiner auch überall mit Liecht und Sonnenschein erfüllter Mahl Stüblein/ zu ihrer Arbeit sich bedienet: wordurch ihnen/ der Platz und die nötige Distanz, um von ihrem Modell oder Tafel weit genug ab und zuruck zu treten/ auch ihre Arbeit von weitem zu besichtigen und darüber zu urtheilen/ so wol auch des gerechten hohen einfälligen Liechts Stärke zum rundiren/ folgbar die natürliche Kräften aller Farben/ verkürzt und benommen worden: Und wurden sie/ wann sie in einem anständigen Mahlzimmer gewesen wären/ ihren trefflichen Werken viel mehr Leben/ Kraft und Warheit gegeben haben. {Des Mahlzimmers rechte Breite und Länge}/ So ist dann vonnöten/ daß ein schickliches Zimmer/ absonderlich zum Bild-Mahlen in Lebens-Größe/ auch zum Historien-Mahlen/ und dergleichen/ erwehlet werde. Dasselbe mus nun wol hoch und groß seyn/ und in der Länge zum wenigsten 30 Schuh/ und in der Breite fast eben soviel haben/ auch das Liecht/ welches recht mitten und zu oberst des Zimmers anfangen mus/ 5 oder 6 Schuh in der Vierung haben/ wiewol die Rundung besser anstünde. {auch groß und kleines Liecht} Gleich unterhalb dieses Liechts/ soll noch eines jenem gleichförmig seyn/ welches bedeckt kan werden: damit/ wann Historien zu praesentiren sind/ so in frey-offenem Feld im Sonnenschein bey vielem Liecht geschehen/ man zu dem obern auch etwas vom untern eröffnen könne. Dieses Liecht/ soll von Nord oder Septentrion, weil von dannen der Sonnen-Glanz am wenigsten bescheinet/ genommen werden. Ein gerechtes Zimmer zu unserer Kunst ist/ wann darinn alles/ was von Modellen hinein kommt/ auch die Gemälde selbst/ ein vollkommen-schönes Liecht haben/ und jedem Ding den Wolstand/ Schatten und Widerschein geben kan.

Anciens (les)

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

{Wie ein Modell soll gestellt und die Distanz beobachtet werden.}Wann nun das Leben oder Modell, es sey auf einer niedrigen oder hohen Tafel/ (nach Erforderung des Horizonts/ wie das Stuck/ wann es vollbracht/ soll aufgestellet werden/) also im bästen Liecht vor Augen stehet/ daß es solch Liecht und Schatten nach Verlangen hat: alsdann setze sich der Mahler/ etwan 8 oder mehr Schuh davon. hat er überall das gerechte Liecht/ und bleibet ihm noch Platz genug/ davon hintan zu gehen: welches dann hochnötig ist/ wann er sein Werk will von weitem besehen/ auch ein großes Werk hin und wider schieben/ erniedrigen und erhöhen. {Auch kleine Sachen/ erfordern Raum und gut Liecht.} Auch die jenige/ welche nur kleine Werke machen/ sonderlich wann sie das Leben wollen gebrauchen/ müßen/ wegen nötiger Distanz, und das Liecht von oben herab zu nehmen/ nicht in allzukleinen Zimmern ihre Arbeit verrichten/ sondern Raum und Liecht suchen: da dann alles einen mehrern Wolstand/ gewißere Maaß und mehr Lebhaftigkeit/ erzeigen wird.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → lumière
EFFET PICTURAL → qualité de la lumière

Quotation

{Die Natur lehret die Farben austheilen.} WAnn wir rechte Schüler der Natur-Kunst seyn wollen/ so geziemet uns/ die Austheilung und Vereinigung der Farben/ die zusammen sich vereinigen/ wohl stehen und sortiren/ (jedoch daß jede absonderlich bleibe) und den Augen/ rechten Wolstand vorzustehen. Dieses hat den kunstreichen Pausias dahin bewogen/ daß er zur Jungfrauen Glycerio von Sicyon welche die Blumen verkauffte/ und solche im Kränzbinden artigst zusammen zu sortiren wuste/ daß er zu ihr Lust gewunnen/ sie geheuratet/ und von ihrer Blumen-Arbeit von denen er Blumen zu mahlen gelernet. soviel abgesehen und erlernet/ daß er im gebrauch der Farben überaus kunstreich worden/ und endlich der Blumen Contrafäte mit höchstem Fleiß/ auf einen Rock/ wie sie damals zu tragen pflegten/ sehr vernünftig/ und zu Verwunderung männiglichs/ gemahlet: welcher Rock davon sehr berühmt/ und Stephanoplocos genannt/ worden [.…]

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

{Hartes hintan-Mahlen ist zu meiden} […] viele haben ihren Figuren/ es sey in Zimmern oder in Landschaften/ den Wolstand benommen/ indem sie alles in einander gemenget/ oder unleidliche harte Farben hintan in die Gründe gemahlet: welches mit Vorsicht zu vermeiden ist. {Eines mus vom andern wohl abstehen.} Man mus/ nach Art und Gelegenheit der Landschaften/ Gebäude und andrer Dinge/ wol beobachten/ daß keines vom andern sich zuhart abschneide/ sondern die Zier der Farben/ nach Art der Natur-Gebrechen/ heraus komme. {Die Vernunft hat hierinn zu rahten.} Diß alles wird zu fernerm nachdenken gestellet/ so ein jeder/ in der praxi, selbst/ nach bedunken/ wird zu mehren/ zu mindern und zu verzieren wissen: damit die Harmonie des ganzen Werks nicht überschritten werde/ und nicht allzuhart Roht/ Weiß/ Schwarz und Gelb in einander laufen.

Conceptual field(s)

EFFET PICTURAL → qualité des couleurs
CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur

Quotation

NAch itzt verstandenen Regeln des Menschen Leibes-proportion, weiter {Von eines Bildes Zier und Wolstand.} zuverfahren; dient zu mercken/ daß die Bilder auch mit benötigtem Wolstande begabet seyn müssen: angesehen/ ohne diese Beobachtung/ von einem verständigem Auge/ keine Gunst zu hoffen: wie täglich an den Unwissenden zu ersehen/ daß ihre Bilder nicht angenehm/ noch gefällig seyn wollen. Welche Ungunst und Misfälligkeit aus den bösen Stellungen und actionen/ die wider die Regeln der Natur und Kunst streiten/ entstehet. { Ein Bild sol in gerader Linie Stehen} Ein gerechtes wolstehendes Bild/ soll von des Halses Kehle ab/ den Leib hinunter / bis auf den Last-tragenden Fuß eine gerade Linie machen. [...]

Conceptual field(s)

L’HISTOIRE ET LA FIGURE → proportion
L’HISTOIRE ET LA FIGURE → figure et corps

Quotation

Bey solcher Ausmahlung des Hauptwercks/ ist zuvorderst iedesmal eine Durchsicht offen zulassen/ zu Erkennung der Horizonts-Höhe. Darnach soll man seine Bilder vernünfftig eintheilen/ nicht zu dünn besäen; sondern/ wo das Hauptwerck hintrifft/ wol ins Gesicht bringen/ viel Figuren/ ja/ wol gantze Grupen oder Hauffen beysammen dahin stellen/ und iedwedes sein Amt also verrichten/ daß dahin auch das schönste Liecht gehalten/und der beste Gewalt des Wercks gesehen werde. Wie dessen/ in ihren Wercken alle fürnehme Meister/ als Titian und Tintoret, sonderlich der meisterhaffte Paul Verones erfahren/ gewesen/ und ihre Kunst-Wercke zu Exempeln hinterlassen. {Des Wohlstands} Man soll sich an kein besonder Bild binden; sondern allezeit meist Achtung geben/ auf daß/ was die gantze Historie erfordert; mit Beyfügung einiger der Materi/ wol anständiger fremder Ersinnung/ wolstehender Bilder/ guter Stellung und Affecten. Welche alle/ durch ihre Geberden zu erkennen geben/ was iedes Amt sagen will.

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → composition

Quotation

Die Farben also zierlich austheilen/ wie sie sich best zusammen schicken/ oder einander lieben/ auch einen Wol-oder Ubelstand geben/ ist in Warheit eine nöthige Lehr. { Fernere Ordnung der Farben. Die Blumen Vögel/ Meermuscheln auch Regenbogen lernen colorire} Solche Wissenschafft zeigen uns die Blumen im Felde/ die Vögel/ unter dem Himmel/ die Meer-Muscheln/ und der Regenbogen. Ja die Natur selbst liebt eine mehr/ als die andere; {Unterschiedliche grüne Farben stehen wol beysammen.} Unter den grünen Farben/ die doch meist alle angenehm sind/ mögen wol etliche leicht-grüne/ gelbgrün/ bey einander leiden. Auch Roht/ Blau/ Purpur und bleiche Milch-Farben. Weiß/ und grün/ lieben einander über die Massen. […] auch Blau und gelb lieben einander sehr. […] Also wol steht iederzeit blau und gelb. Auch rot und grün. Purpur/ gelb und weis. beysammen. Mit diesen Farben in den Gewantern/ vereinigen sich auch rot und grün. Purpur steht wol bey gelb. Weiß zieret alle Farben/ […] { Die nackete leiber werden verfinstert durch die Lichte harte krehke Farben} Bey den nacketen Leibern/ sind zu meiden alle gar zu liecht rohte Farben/ oder Zinnober/ Liechtgelb/ und andere allzu Krehl liechte Farben/ die das nackete Fleisch erschrecken. Die höchst-angelegene schöne Carnationen lieben mehr die Gesellschafft des Grünen/ Blauen/ und Purpurs.

Übelstand

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → couleur
EFFET PICTURAL → qualité des couleurs

Quotation

Das 9. Capitel. Von der Stellung der Glieder/ und derer Verkürzung in einem Bilde.
Ein Bildniß muß in gerader Linie stehen; Arm und Beine sollen beyderseits mit voraus gehen alterniren. Das Angesicht soll sich allezeit dahin wenden, wo der Arm hinaus zeiget, dieses ist in allen Statuen der guten Antiquen, auch in den Stücken selbiger und itziger berühmter Mahlern zu sehen. […] Man ist aber an diese und andere Regeln nicht gebunden, sondern man kan es nach Vernunfft und Nothdurfft verändern. Die vornehmsten Glieder sollen möglichst sichtbar und unverdeckt bleiben. Vielfäldiges Verkürzen ist zu vermeiden, sonderlich der Armen, wenn Platz und Raum vorhanden ist. Es zeichnet sich auch sehr übel, wenn ein sitzend Bild die Füsse auswartz, und hingegen die Knie einwarts gegen einander kehret, wenn aber die Knie auswarts gehen, und die Füsse zusammen creuzen, so giebt es einen besseren Wohlstand. 
Der Weibes-Bilder Beine, es seyn gleich sitzende oder stehende Bilder, sollen erbarlich, und nicht zu weit von einander stehen: es kommet auch sehr übel an sitzenden Mannes-Bildern, noch schlimmer aber an Weibes-Bildern […]

Conceptual field(s)

L’HISTOIRE ET LA FIGURE → figure et corps
CONCEPTS ESTHETIQUES → convenance, bienséance