NACH DEM LEBEN (expr.)

AFTER THE LIFE (eng.) · AU VIF (fra.) · BY THE LIFE (eng.) · D'APRÈS LA VIE (fra.) · NAAR HET LEVEN (nld.)
TERM USED AS TRANSLATIONS IN QUOTATION
D'APRÈS LE NATUREL (fra.) · D'APRÈS NATURE (fra.) · NAAKT (nld.) · NAAR HET LEVEN (nld.)
TERM USED IN EARLY TRANSLATIONS
AD VIVUM (lat.)
SWAN, Claudia, « Ad vivum, naer het leven, from the life: defining a Mode of Representation », Word & Image, 11/4, 1995, p. 353-372.

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Quotation

{Der Autor, und Claudius Gilli übeten sich hierinn zu Rom.} Die Landschaft-Mahler/ haben hierinn/ indem sie viel nach dem Leben gezeichnet/ sich wol-erfahren gemacht: maßen sie solcher Handriße sich nachmals überall bedienen können. Ich selbst thäte solches/ etliche Jahre lang. Endlich aber/ als mein nächster Nachbar und Hausgenoß zu Rom/ der berühmte, Claudius Gilli, sonst Loraines genant/ immer mit ins Feld wolte/ um nach dem Leben zu zeichnen/ aber hierzu von der Natur gar nicht begunstet war/ hingegen zum Nachmahlen eine sonderbare Fähigkeit hatte: als haben wir ursach genommen/ (an statt des Zeichnens oder Tuschens mit schwarzer Kreide und dem Pensel) in offnem Feld/ zu Tivoli, Frescada, Subiaca, und anderer Orten/ auch al S. Benedetto, die Berge/ Grotten/ Thäler und Einöden/ die abscheuliche Wasserfälle der Tyber, / den Tempel der Sybilla, und dergleichen/ mit Farben/ auf gegründt Papier und Tücher völlig nach dem Leben auszumahlen. Dieses ist/ meines darfürhaltens/ die beste Manier/ dem Verstande die Warheit eigentlich einzudrucken: weil gleichsam dadurch Leib und Seele zusammen gebracht wird. In den Zeichnungen wird hingegen alzuweit zuruck gegangen/ da die wahre Gestalt der Sachen nimmermehr also pur eigentlich heraus kommet. {Noch andere fürtreffliche Landschaft-Mahlere.} Es ist auch besagter Claudius, wiewol langsam genug/ endlich in dem Landschaft-Mahlen/ gründen und coloriren/ so perfect worden und hoch gestiegen/ daß er wunder gethan/ und billich ein Antecessor und Ubertreffer aller der andern mag genennet werden [...].

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → paysage

Quotation

19. [ndr: Regel] Wann du willens bist/ etwas nach dem Leben zu zeichnen/ so stehe zwey- auch wol dreymal so weit von deme/ was du nachzeichnen wilst/ als dessen Größe ist/ und habe vor dir etliche gleiche Linien in der imagination, damit besichtige/ was du zeichnest: alsdann werden dir/ solche Vorbildungs-Linien/ dessen rechte Erkäntnis geben. Dieses ist in allem Vornehmen/ auch in nachzeichnung der Antich-Studien/ zu observiren. Hierbey aber ist zu merken/ weil die berühmteste Antichen in der Vollkommenheit all-hoch gestiegen/ daß man denen just nachfolge/ und weder davon/ noch darzu thue: dann sonst irret man sehr weit/ wie vielen Franzosen/ auch Niederländern/ oft wiederfahren/ die ihre Sachen/ mit der von ihren Lehrmeistern angenommenen eignen bösen Manier/ nach den Antichen/ gemacht; daher solche/ wann sie auf dem Papier gestanden/ des guten wenig gehabt/ sondern mehr ihrem Callot oder Perier, auch des Sprangers/ Golzius oder Rubens Manier gefolget/ oder wenigst das ansehen gehabt/ daß sie ihnen gefolget. Ist derowegen den gerechten guten Antichen/ sowol als den raresten Gemählen/ ohne änderung/ geraden Wegs nachzufolgen: weil selbige/ gleichwie die heilige Schrift/ weder Castrirung noch Zusatz leiden.

Antiques (les)
CALLOT, Jacques
Franzosen (die)
GOLTZIUS, Hendrick
Niederländer (die)
PERRIER, François
RUBENS, Peter Paul

Conceptual field(s)

CONCEPTS ESTHETIQUES → nature, imitation et vrai

Quotation

Rede bey Stellung des Modells, p. 16
Die wahre und rechte Manier aller berühmten Meister ist allezeit gewesen / Schnell und Sacht/ Schnell in Legung des Lichts und Schattens ; Sacht aber in Hellerheit oder Dunckelheit des Lichtes und des Schattens : Insbesonders ist sie im Zeichnen nach dem Leben allezeit gewesen/ Flüchtig und doch ausführlich. Sonsten vergleicht sich die Manier oder die Handlung

Conceptual field(s)

CONCEPTION DE LA PEINTURE → dessin
MANIÈRE ET STYLE → le faire et la main

Quotation

Eine Landschaft soll nicht mit ganz braunen, oder ganz hellen, aber wohl mit lichten und gebrochenen Farben gemahlet seyn. Die Gründe in der Landschaft-Mahlerey weissen den Verstand des Mahlers, wann solche wohl eingerichtet, an einander gehänget, und gleichsam gebunden werden. So sollen auch die Landschaften nicht mit allzuvieler Luft, Bergen, Gebäuden, oder Häufen übersetzt, sondern vielmehr mit grossen schönen Bäumen, und Kräutern gezieret werden. Den Horizont mit festen Gründen, darauf jedesmahl vorne her etwas grosses stehet, und alles andere hintan weichet. Die Bilder und das Vieh in den Landschaften sollen nicht sonderes Licht, Schönheit, und Farben bekommen, damit sie nur als ein Beysatz der Landschaften sich untergehen. 
Es soll auch ein Landschaft-Mahler die frühe Tages-Röthe wohl in acht nehmen, mit einem Kunst-liebenden Gefährten seine Augen in die Felder, Bäume, Bächlein, Berge, Thäler, Wiesen, und Auen wenden, und solche zu seiner Lehre anwenden, auch die vordern und hintern Gründe wohl aufeinander zu ordnen wissen. Derohalben ist es rahtsam, daß er alle seine Landschafften nach den Leben mahle.  

Conceptual field(s)

GENRES PICTURAUX → paysage
CONCEPTS ESTHETIQUES → nature, imitation et vrai